Der OC Fürstenfeld ist zwar auf dem Papier ein junger Verein –die konstituierende Sitzung fand am 5.12.2011 im Salon des Gasthofs Fürstenbräu statt – tatsächlich gehen die OL-Aktivitäten in Fürstenfeld aber viel weiter zurück, ist doch der OC Fürstenfeld der direkte Nachfolgeverein der Sektion Orientierungslauf im Turnverein Fürstenfeld.

Durch eine Einladung des HSV Feldbach im Herbst 1985 auf den Geschmack gebracht, versuchte Rudolf Hudax, der vom Bundesheer und dem Turnstudium Erfahrungen mit dem Orientierungslauf mitbrachte, eine eigene Sektion innerhalb des Turnvereins aufzubauen. Im Mai 1986 erfolgte die Aufnahme des TV Fürstenfeld in den ÖFOL. Im Dezember 2011 kam es schließlich zur Gründung des Orientierungslauf Clubs Fürstenfeld, die Sektion Orientierungslauf im Turnverein Fürstenfeld wurde aufgelöst. Seit der Gründung des OC Fürstenfelds fungiert Joachim Friessnig als Obmann.

Der TV Fürstenfeld – Sektion Orientierungslauf im Jahr 2005 (Foto:  ÖFOL Orientierung 2/05)

Die ersten Aktivitäten der jungen OL-Sektion im TV Fürstenfeld hatten vor allem ein Ziel: Schule und Orientierungslauf zusammen zu bringen. Als Läuferreservoir diente bereits damals v.a. das Gymnasium Fürstenfeld, an dem in den 1980er Jahren schon regelmäßig ein Projektunterricht durchgeführt wurde. Schulcup-Läufe wurden beschickt, es gab schon früh Talente und auch große Erfolge. Als besonders hoffnungsvolles Nachwuchstalent wurde damals bereits Martin Veitsberger angesehen, der in weiterer Folge über viele Jahre eine Stütze des Vereins war.

1988 fungierte der TV Fürstenfeld bereits als Veranstalter der Steirischen Schulmeisterschaften. In den 1990er Jahren wurden steirische Cup-Läufe und Meisterschaften erfolgreich ausgerichtet. Die erste eigene Karte (Stadtwald Fürstenfeld) datiert aus dem Jahr 1990/91, im Jahr 1996 folgte die Karte Stadt Fürstenfeld/In langen Wäldern.

Ausschnitt aus der ersten OL-Karte des TV Fürstenfeld (Aufnahme und Zeichnung: Franz Neuhold): der Stadtwald bei Dietersdorf, Schauplatz der vom TV Fürstenfeld ausgetragenen Steirischen Meisterschaft am 20.10.1991.

Die erste nationale Veranstaltung ließ nicht lange auf sich warten: in Großsteinbach kam es im Mai 2000 zur Austragung der ÖM für Nachwuchs und Senioren, gleichzeitig 4. RL-Lauf und World Ranking Event. Der damalige Bahnleger Martin Veitsberger wurde einem regelrechten Stresstest unterzogen, musste er doch auch einen „last minute“ – Kartendruck managen.

Vereinsreisen zu ausgewählten Veranstaltungen im Ausland gehörten schon früh zum Angebot des TV Fürstenfeld. Die Teilnahme am jährlichen Lipica Open ist bereits Tradition, aber auch Schweden mit dem O-Ringen stand schon einige Male am Programm. Hier die Mannschaft des TVFF beim O-Ringen 1999 in Borlänge (stehend von links: Joachim Friessnig, Martin Veitsberger, Herfried Trummer, Gregor Arth; sitzend Thomas Hudax, Thomas Veitsberger, Matthias und Johannes Friessnig; Foto: TV Fürstenfeld).

Zwei Zugänge um die Jahrtausendwende beeinflussten die weitere Entwicklung des Vereins entscheidend: 1998 kam Joachim Friessnig, Professor am BG/BRG Fürstenfeld, über seine Söhne Johannes und Matthias zum OL. Und im Sommer 2000 wechselte Thomas Krejci vom OLC Graz zum TV Fürstenfeld. Mit diesen Neuzugängen wurde die Betreuung der Jugendlichen weiter verbessert und Läuferinnen und Läufer aus Fürstenfeld begannen, die österreichischen Jugendklassen in breiter Front zu dominieren. Namen wie Karin Leonhardt, Ursula Kadan, Stephanie und Tobias Killmann, Julia Hirschmann, Anna Zügner und Johannes Friessnig sind hier unter vielen anderen zu nennen.

Die D15-18 Staffel des TV Fürstenfeld bei der Österreichischen Meisterschaft 2002 in Henndorf: Julia Hirschmann, Karin Leonhardt und Stephi Killmann (Foto: Christian Breitschädl, ÖFOL Orientierung 2/02)

Das BG/BRG Fürstenfeld stellte mit ihren Betreuern Rudi Hudax, Joachim Friessnig und Eva Kailbauer auch das Gros der österreichischen Teilnehmer bei den ISF Schul-Weltmeisterschaften – 2002 in Portugal und 2009 in Spanien gab es Silber bei den Schulteams der Burschen. In der Einzelwertung schafften es zwei Fürstenfelder sogar zum Titel eines Schulweltmeisters: 2015 Leo Holper über die Langdistanz im türkischen Antalya und 2017 Peter Brabek über die Mitteldistanz in Sizilien. Michael Siemmeister und Johannes Zechner eroberten im Jahr 2009 in Spanien Silber bzw. Bronze.

Mit dem Wechsel von Thomas Krejci zum TV Fürstenfeld begann auch eine Phase intensiver Veranstaltertätigkeit, wobei hier in erster Linie die internationalen Thermenland Open Mehrtages-Events herausragen. Thomas Krejci war natürlich aber auch über viele Jahre hinweg Motivator, Vorbild für den Nachwuchs und verlässlichster Leistungsträger im Verein mit zahlreichen Staatsmeistertiteln und - als Höhepunkt -  dem 13. Platz über die Langdistanz bei der WM 2003 in der Schweiz.

Thomas Krejci bei der WM-Staffel 2003 in der Schweiz (ÖFOL Orientierung 3/03)

Die Wurzeln des Thermenland Opens gehen zurück ins Jahr 2002, als Thomas Krejci von 3. – 5.5.2002 das 1. Thermenland Open im Raum Fürstenfeld (mit Etappen in Söchau, Fürstenfeld und bei der Therme Loipersdorf) initiierte. Diesem Auftakt folgten viel beachtete Events in den Jahren 2003 (mit der Österr. Staatsmeisterschaft über die Langdistanz auf der Hebalm) und 2004 (mit der denkwürdigen Österr. Staatsmeisterschaft über die Sprintdistanz in der Therme Bad Blumau), die jeweils zur besten Orientierungslaufveranstaltung Österreichs gewählt wurden.

 

Siegerehrung D21E des Thermenland Open 2002 in Loipersdorf: von links Rudi Hudax, Renate Fauner (ITA), Lucie Böhm, Brigitte Gschöpf, Erich Simkovics (Foto: Michael Grill, ÖFOL Orientierung 2/02)

Ab 2005 wurde das Thermenland Open dann in enger Kooperation mit dem ungarischen Verein Zalaegerszegi TC und dem slowenischen Verein ŠD Severovzhod im Rotationsprinzip (Österreich-Ungarn-Slowenien) veranstaltet; ab 2013 ersetzte der kroatische Verein OK Medimurje den ŠD Severovzhod. Veranstaltungszentrum im Jahr 2006 war Burgau. 2009 war dann wieder Fürstenfeld (u.a. mit einem spektakulären Nacht-Sprint in der Stadt) an der Reihe, ebenso 2012 mit der Österr. Staatsmeisterschaft über die Sprintdistanz in Riegersburg.

In der jüngeren Vergangenheit war die Austragung des Junior European Cups (JEC) in Fürstenfeld (29.9. – 1.10.2017) das Highlight aus Veranstaltungssicht; darüber hinaus wurden aber auch regelmäßig weitere nationale Großveranstaltungen durchgeführt.

Das Veranstalterteam des OC Fürstenfeld beim Junior European Cups (JEC) 2017 (Foto: OC Fürstenfeld)

Das weibliche Pendant zu Thomas Krejci war und ist „Ursi“ Kadan (verh. Fesselhofer). Nach Titeln in den Schüler- und Jugendklassen gelang es ihr 2007, im neueingeführten Sprintbewerb bei der Staatsmeisterschaft die „Vordamenschaft“ der Henndorferinnen zu unterbrechen. Eine unglaubliche Serie von Siegen folgte: Ursi Kadan holte bis 2020 insgesamt 30 Staatsmeistertitel. Die internationalen Highlights waren die 2013 eroberte Bronzemedaille in der Mixed Sprint-Staffel (gemeinsam mit Gernot Kerschbaumer, Robert Merl und Anna Nilsson-Simkovics) bei den World Games in Kolumbien, der 8. Platz im WM-Sprint 2017 in Estland und jeweils Silber bei den Militärweltmeisterschaften 2016 (Brasilien) und 2017 (Finnland).

Regelmäßig bei der Verleihung der Sportleistungsmedaillen des Landes Steiermark: Ursi Kadan (verh. Fesselhofer) – hier bei der Ehrung im Jahr 2014 mit STOLV Präsident Herwig Proske, ebenfalls Mitglied des OC Fürstenfeld (Foto: Peter Melbinger/Land Steiermark)

Nicht unerwähnt bleiben soll schließlich die Zusammenarbeit mit Run2gether: Im Jahr 2007 gründeten der TV Fürstenfeld und der kenianische Verein Bushtrekkers Kenya eine Vereinspartnerschaft. Kenianische Läufer kamen nach Österreich und österreichische Läufer reisten nach Kenia. Thomas Krejci besuchte das ostafrikanische Land zum ersten Mal im Februar 2008 und entschied sofort, dass er die kenianischen Sportler noch stärker unterstützen wollte. 2009 wurde dann der heutige Vereinsname run2gether festgelegt. Seit diesem Zeitpunkt wurde das Engagement auch im sozialen Bereich kontinuierlich ausgeweitet und ist neben der Teilnahme kenianischer Spitzenläufer an zahlreichen europäischen Bewerben und den Laufurlauben in Österreich und Kenia ein Fixpunkt im Run2gether-Programm (mehr Informationen auf www.run2gether.com).

Dass der OC Fürstenfeld in Zukunft auch bei den Herren im Elitebereich wieder ganz vorne mitmischen wird, dafür werden junge Leistungsträger sorgen, die ihre Klassen im Schüler- und Jugendbereich in den letzten Jahren dominiert haben: Läufer wie Leo Holper, Kilian Zapf, Joel Prutsch, Peter Brabek und Elias Monsberger haben mit Sicherheit das Potenzial, ihren Weg an die nationale Spitze finden und auch internationale Spitzenergebnisse zu erzielen.

Als Basis für erfolgreiche Spitzenläuferinnen und –läufer wird beim OCFF auch eine entsprechende Förderung von Breitensportaktivitäten gesehen. Dies betrifft sowohl die Förderung der Schülerinnen und Schüler, die nicht sofort als besonders talentiert hervorstechen, als auch die (Re-) Aktivierung Älterer (z.B auch Eltern), auf deren Unterstützung im Bereich Organisation der Verein häufig angewiesen ist.

Drei langjährige Stützen des Vereins als erfolgreiche Staffel: Joachim Friessnig, Rudi Hudax und Kristian Leonhardt wurden Vizemeister in der Kategorie H55- bei der ÖM 2013 in Oberndorf in Tirol (Foto: OC Fürstenfeld)

In der vorliegenden Zusammenstellung wird vielfach die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.